· PM 2022

Strukturgutachten: Rettungsdienst zukunftssicher aufgestellt

Bei der rettungsdienstlichen Versorgung gehört der Landkreis Göppingen seit Jahren zu den Spitzenreitern in Baden-Württemberg. Diesem Anspruch möchte der Bereichsausschuss für den Rettungsdienstbereich Göppingen weiterhin gerecht werden. Ziel ist es, die notfallmedizinische Versorgung zukunftssicher aufzustellen. Die Weichen hierfür stellt das jetzt vorliegende Strukturgutachten zum Rettungsdienst.

Dieses hatte der Bereichsausschuss, geleitet im jährlichen alternierenden Wechsel von Janice Weber, stellvertretende Geschäftsführerin der AOK Neckar-Fils, und Peter Hofelich, Präsident des DRK-Kreisverbandes, im zweiten Halbjahr 2021 in einer Arbeitsgruppe vorbereitet und Ende des vergangenen Jahres in Auftrag gegeben. Auslöser waren die vom Kreistag beschlossenen Veränderungen in der Helfenstein-Klinik. Nun wurde das Gutachten einstimmig beschlossen. „Wir nehmen unsere Verantwortung wahr, handeln initiativ vorausschauend und richten den Rettungsdienst Göppingen für die Zukunft aus. Deshalb begrüßen wir es, ein aussagefähiges Gutachten in den Händen zu halten“, sagt Janice Weber. „Es war richtig, sich dafür die nötige Zeit zu nehmen. Es ist ein wichtiger Beschluss für die weitere Fortentwicklung des Rettungsdienstes im Landkreis Göppingen“, betont Peter Hofelich.

„Wir sind in der rettungsdienstlichen Versorgung in Göppingen bereits sehr gut aufgestellt. Trotz allem haben wir uns frühzeitig Gedanken darüber gemacht, welche Maßnahmen erforderlich sind, um auch in Zukunft optimal aufgestellt zu sein“, erklärt Janice Weber. Man steht zu einer guten rettungsdienstlichen Versorgung und man wird alles tun, dass die Menschen in der Region weiterhin notfallmedizinisch bestens versorgt sind. Denn angesichts der demographischen Veränderung sowie der Siedlungsentwicklung im Landkreis ergeben sich im Rettungsdienst neue Bedarfe. Hinzu kommt auf die Bevölkerung in der Region ein verändertes Versorgungsspektrum der Helfensteinklinik zu. „Dieses hat auch Auswirkungen auf den Rettungsdienst“, sagt Peter Hofelich.

Ziel des Strukturgutachten war es, die aktuelle Vorhaltung an Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeugen zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Bei der Bewertung standen die Verdichtungsbereiche Geislingen und Göppingen mit ihren jeweiligen Rettungswachen sowie Deggingen und dem oberen Filstal im Fokus. Das Gutachten sieht jetzt unter anderem einen weiteren Rettungswagen in Geislingen vor. Durch diesen zusätzlichen Rettungswagen wird gleichzeitig der Standort Deggingen und das obere Filstal entlastet, so dass der Rettungswagen in Deggingen für seinen Bereich zur Verfügung stehen kann, wenn er benötigt wird.

Mit der Indienststellung eines weiteren Rettungswagens im Bereich Göppingen, zu dem auch das Voralbgebiet gehört, soll eine Entlastung für die Wache in Uhingen erreicht werden. Dieser zusätzliche Rettungswagen wird nach derzeitigen Planungen in Dürnau stationiert. Vor dort aus soll er das wachsende Voralbgebiet sowie die südlichen Göppinger Stadtteile anfahren.

Außerdem sieht das Gutachten vor, die Vorhaltung an der Rettungswache in Uhingen zeitlich auszuweiten und den aktuellen Bedürfnissen anzupassen.

Um ebenso die notärztliche Versorgung weiter zu verbessern, soll die Vorhaltezeit des bereits tätigen zweiten Notarztes in Göppingen täglich verlängert werden. Darüber hinaus wird das Notarzteinsatzfahrzeug von der Klinik am Eichert in den westlichen Teil des Stadtgebietes verlegt. Somit verkürzen sich die Anfahrtszeiten, zum Beispiel nach Ebersbach und ins gesamte untere Filstal. Unabhängig davon ist weiterhin eine große Abdeckung der bevölkerungsreichen Gebiete in und um Göppingen gewährleistet.

Mit den notwendigen Umsetzungsplanungen, die sich aus dem Gutachten ergeben, wurde bereits begonnen. Läuft alles nach Plan, sollen sie bis Ende 2022 abgeschlossen sein.

Bereichsausschuss

Dem Bereichsausschuss obliegt die Beobachtung und Beratung der Angelegenheiten des Rettungsdienstes im Rettungsdienstbereich sowie deren Regelung. Das Gremium setzt sich aus jeweils sieben Vertretern der Leistungsträger (ASB, DRK, JUH und MHD) und der Kostenträger (Krankenkassen) zusammen. Darüber hinaus gehören dem Bereichsausschuss je ein Vertreter des Landkreises, der Feuerwehren, der Leitenden Notärzte und der Krankenhäuser als beratende Mitglieder an.

Vorhalteerweiterung

Bei seiner Sitzung vom 01.04.2022 hat der Bereichsausschuss folgende Vorhalteerweiterungen beschlossen:

  • Das zweite Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) bei der DRK-Rettungswache Göppingen wird künftig täglich von 8:00 bis 20:00 Uhr betrieben. Bislang steht das Rettungsmittel montags bis freitags von 8:00 bis 18:00 Uhr bereit. Das NEF wird in den Westen der Stadt Göppingen verlegt.
  • Ein zusätzlicher Rettungswagen rund um die Uhr bei der DRK-Rettungswache Geislingen.
  • Ein zusätzlicher Rettungswagen rund um die Uhr bei der ASB-Rettungswache Dürnau.
  • Der zweite Rettungswagen bei der MHD-Rettungswagen in Uhingen wird künftig täglich von 7:00 bis 19:00 Uhr betrieben. Bislang steht das Rettungsmittel montags bis freitags von 8:00 bis 17:00 Uhr bereit.
  • Ein Rettungswagen wird von der DRK-Rettungswache Göppingen zur JUH-Rettungswache Göppingen verlegt. Das Fahrzeug wird montags bis freitags von 8:00 bis 20:00 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen von 9:00 bis 21:00 Uhr betrieben.

Interview Gutachterin

Frau Ursula Völker-Stahl ist Geschäftsführerin der Firma BeraSys Beratung mit System GmbH aus Ettlingen. Das Unternehmen hat langjährige Erfahrung bei der Bemessung der erforderlichen rettungsdienstlichen Vorhaltungen. Frau Völker-Stahl hat das Strukturgutachten über den Rettungsdienstbereich Göppingen erstellt.

Was waren die Herausforderungen beim Gutachten für den Rettungsdienstbereich Göppingen? Welche wichtigen Fragestellungen ergaben sich aus dem Gutachten?
Das Gutachten schlägt eine Brücke zwischen der Analyse des Status quo mit seinen Herausforderungen und Problemstellungen und einer Simulation der Situation bei Umstrukturierung der Versorgungskapazität der Helfenstein-Klinik in Geislingen. Wir haben dabei die Versorgungssituation unter beiden Gesichtspunkten analysiert und weiterhin ein Instrument (Benchmarking) für die Analyse der Notfallrettung durch die Integrierte Leitstelle entwickelt.

Welche Auswirkungen auf den Rettungsdienst hat die Umstrukturierung der Helfenstein-Klinik in eine Praxisklinik?
Zum einen werden die Patiententransporte umgeleitet und dadurch auch zeitlich erheblich verlängert. Diese Verlängerung verändert die tatsächliche und die notwendige Verfügbarkeit für den Versorgungsbereich Geislingen und den Nachbarbereich Deggingen.

Warum wird die Vorhaltung in Geislingen und Göppingen erhöht und nicht in den Randbereichen des Landkreises?
Die Transporte binden die Rettungsmittel in Geislingen und Deggingen für deutlich verlängerte Einsatzzeiten gegenüber dem Status quo. Weiterhin ist zwingend sicherzustellen, dass die Fahrzeuge schnellstmöglich wieder in ihre Versorgungsbereiche zurückkehren können. Daher muss die Versorgung am Zielort Göppingen so sichergestellt werden, dass keine oder nur eine minimale Zahl von Folgeaufträgen in Göppingen zu erwarten sind. Der Aufbau in Geislingen erhöht die Vorhaltung und Verfügbarkeit im Versorgungsbereich um fast 40 %. Somit ist sichergestellt, dass die VB Geislingen und Deggingen während der verlängerten Einsatzdauern nicht „blank“ werden.

Warum gibt es keinen weiteren Notarzt im oberen Filstal?
Die Vorhaltung der Notärztlichen Versorgung orientiert sich ebenso wie die der Notfallrettung am Einsatzaufkommen und der Einhaltung der Hilfsfrist. In der Notärztlichen Versorgung weist der westliche Landkreis sowohl die weitaus höheren Einsatzzahlen als auch die geringere Hilfsfristeinhaltung auf. Die Vorhaltungen sind maßgeblich durch die Einwohnerzahlen bedingt. Durch den Vorhaltungsaufbau des NEF Süssen im letzten Gutachten hat sich die Verfügbarkeit des NEF Geislingen erheblich entspannt, haben sich die Zahlen im oberen Filstal sowohl in der Sofortverfügbarkeit als auch in Bezug auf die Hilfsfristen erheblich verbessert.

In Bezug auf die notärztliche Vorhaltung, reicht die zeitliche Ausweitung um zwei Stunden und die Verlagerung des zweiten Notarztes in den westlichen Teil des Stadtgebietes Göppingen aus, um die Hilfsfristerreichung nachhaltig im gesamten Landkreis zu verbessern?
Ja, da der Bereich Göppingen (in Richtung Uhingen und Ebersbach) erheblich verbessert wird. Prognostisch ist eine Tendenz zu einer weiteren Erweiterung des NEF 2 in Göppingen zu erkennen. Wir erwarten in einem Zeitraum von 5 Jahren die Erweiterung des zweiten NEF auf rund um die Uhr.