· Geislinger Zeitung 2016

Stabile Seitenlage: Perfekt!

Die Zweitklässler an der Tegelbergschule haben keine Berührungsängste – sie üben die Wiederbelebung an Puppen.

Die Schüler an der Gemeinschaftsschule am Tegelberg lernen Erste Hilfe. Keine Angst vor Erster Hilfe: Diese Botschaft hat Svenja Eisele für die Mädchen und Jungen der Tegelbergschule. Sie lernen die wichtigsten Handgriffe.

Geislingen - Habibe guckt ratlos. Mit beiden Händen hat sie Orkuns Kopf und Arme in die richtige Position gebracht, jetzt soll sie noch sein Bein verrücken? „Vier Arme wären nicht schlecht“, meint die Zweitklässlerin. Svenja Eisele springt ihr zur Seite: „Guck mal, ich verrate dir einen Trick.“ Spricht’s und dreht Habibes Hand um, so dass sie Orkun stützen kann und die zweite Hand für sein Bein frei hat. Schwuppdiwupp ist die stabile Seitenlage perfekt – eine Übung, an der nicht wenige Erwachsene scheitern.

„In anderen Ländern ist die Erste Hilfe ständiges Thema. Die Folge ist, dass die Ersthelfer-Zahlen viel höher sind als in Deutschland“, erklärt Svenja. Die 19-jährige Abiturientin leitet eine Jugendgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Geislingen. Ihre Mission: Kindern die Angst vor den Sofortmaßnahmen zu nehmen und sie so zum Helfen zu bewegen – jetzt und später, wenn sie erwachsen sind.

Zusammen mit den Geschwistern – und ebenfalls DRK-Mitgliedern – Marie und Sebastian Grothe bringt sie seit der vergangenen Woche den Mädchen und Jungen an der Gemeinschaftsschule am Tegelberg bei, wie man am besten auf Unfälle oder plötzliche Erkrankungen reagiert. Jede Klasse, von der ersten bis zur achten, hat eine Doppelstunde lang Erste-Hilfe-Unterricht – rund 380 Schüler. Die Neuntklässler sind wegen der Prüfungen ausgenommen.

Svenja, die ab Herbst Soziale Arbeit studiert, macht sonst die Hausaufgabenbetreuung an der Tegelbergschule. Ihr Vorschlag, Kindern das Einmaleins der Ersthilfe beizubringen, stieß im Kollegium auf offene Ohren. „Wir freuen uns ganz arg über das Angebot“, sagt Lehrerin Birgitt Lackner, die den Ganztagesbetrieb an der Schule organisiert. „Das ist Basiswissen, das jeder haben sollte.“ Im neuen Bildungsplan sei das Thema soziales Engagement zudem stärker als bisher verankert – dazu passe der Erste-Hilfe-Unterricht optimal. Finden sich genügend Interessenten, könnte es ab dem neuen Schuljahr sogar eine Schulsanitätsgruppe geben, träumt Svenja. Diese würde während der Unterrichtszeit Mitschüler und Lehrer betreuen. Unter den Zweitklässlern könnten sich ein paar Kandidaten für die Gruppe finden: Ohne jegliche Berührungsangst wickeln die Kinder Verbände, überprüfen die Atmung und üben die Wiederbelebung an Puppen. „Wir haben auch gelernt, wie man einen Notruf macht“, sagt Noah stolz.

Die Mädchen und Jungen zeigen, was Svenja in ihrer Jugendgruppe immer wieder erlebt: Auch Grundschüler können Erste Hilfe leisten. „Sie machen das super“, sagt die Abiturientin. „Und das Wichtigste ist sowieso, dass man überhaupt etwas tut, dass man sich zu helfen traut.“