· NWZ 2016

Löwen retten Leben

Mirka Glück, Lehrerin an der Göppinger Pestalozzi-Schule, und Katrin Garbrecht von der Johann-Georg-Fischer-Schule Süßen üben gemeinsam die Herzdruckmassage.

Wiederbelebung lernen – Zwei Unterrichtsstunden in Schule für erste Hilfe. Künftig wird die Herzdruckmassage an Schulen vermittelt. Zwei Unterrichtsstunden sollen pro Jahr für die lebensrettende Maßnahme verwendet werden. Eigens dafür wurden jetzt die Lehrer geschult.

Göppingen - Durchschnittlich sterben jeden Tag 270 Menschen den plötzlichen Herztod. Schnelle Hilfe wirkt dem erfolgreich entgegen. Lehrer nahmen jetzt an einer Fortbildung des DRK-Kreisverband Göppingen und des Kultusministeriums teil und werden künftig die Herzdruckmassage im Unterricht vermitteln. „Jährlich sterben in Deutschland durchschnittlich 100.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. Viele könnten noch leben, wenn Ersthelfer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder des Notarztes eine Herzdruckmassage durchgeführt hätten“, erklärt Jovin Bürchner, Lehrbeauftragter des DRK Landesverbandes Baden-Württemberg.

„Vor diesem Hintergrund hat das Kultusministerium in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), der Stiftung Deutsche Anästhesiologie, Laerdal Medical und dem Sparkassenverband Baden-Württemberg die Initiative, Löwen retten Leben – In Baden-Württemberg macht Wiederbelebung Schule gestartet.“ Das Ministerium investiere insgesamt rund 1,5 Millionen Euro, damit in den kommenden vier Jahren rund 5200 Lehrer aus 2600 Schulen in Baden-Württemberg entsprechend fortgebildet werden können. Rund 25 von ihnen konnten jetzt in der Turnhalle der Göppinger Hermann-Hesse-Realschule selbst ausprobieren, wie die schnelle Hilfe aussieht. Unterstützt von dem Anästhesisten Dr. Christian Wagenfeld, Sonja Stamos vom DRK-Kreisverband Göppingen und Sarah Hofer vom Malteser Hilfsdienst, demonstrierte Bürchner, wie Schülern die lebensrettende Herzdruckmassage ohne Beatmung lernen können. Mirka Glück, Lehrerin an der Göppinger Pestalozzi-Schule und Katrin Garbrecht von der Johann-Georg-Fischer-Schule Süßen probierten gemeinsam an den Übungsphantomen aus, wie es sich im Ernstfall anfühlen würde, einem Menschen vielleicht das Leben zu retten.

„Mit tun ja schon nach kurzer Zeit die Handgelenke weh“, stellen die beiden jungen Lehrerinnen fest. Sonja Stamos, die Leiterin der Rotkreuzdienste gab Tipps, wie dem entgegengewirkt werden kann. Und Christian Wagenfeld konnte beruhigen: „Selbst wenn Sie eine Rippe brechen, die wächst wieder zusammen.“ Gemeinsam und im Takt zur Musik beginnen die Lehrer mit der Herzdruckmassage, die 100 Mal pro Minute ausgeführt werden soll.

Im Unterricht werden die Schüler ab der siebten Klasse entsprechend geschult. Die Ausrüstung dazu erhalten die Schulen vom Kultusministerium bereit gestellt. Die Übungsphantome sind einfach konstruiert, wurden eigens für die schulischen Zwecke entwickelt und nehmen kaum Platz weg. Jede Schule wird mit 15 ausgestattet. „Zur Hilfe im Notfall kann niemand verpflichtet werden, zum Notruf schon“, erklärt Jovin S. Bürchner.

Ersthelfer ausbilden

Im Ernstfall In Deutschland hilft nicht einmal jeder Fünfte im Ernstfall. In Skandinavien liegt der Anteil bei über 60 Prozent.

Wiederbelebung Der Beginn der Wiederbelebung durch Laien verbessert die Überlebenschance nachweislich aber um das Zwei- bis Dreifache. Die Kultusministerkonferenz hatte deshalb im Sommer 2014 beschlossen, zu empfehlen, das Thema „Wiederbelebung“ mit zwei Unterrichtsstunden pro Schuljahr einzuführen.

Infos: www.loewen-retten-leben.de
www.schulsanitaetsdienst.com