· Geislinger Zeitung 2018

Kunterbunt im Alter

Die Architekten Renate Liebrich und Andreas Schober übergeben den symbolischen Schlüssel an die Einrichtungsleiterin Stephanie Unger und deren Pflegedienstleiterin Yurdanur Sahin.

150 Gäste feierten am Freitag die Eröffnung des DRK-Seniorenzentrums in der Liebknechtstraße. Die ersten Bewohner leben bereits dort.

Fast 150 Gäste fanden sich am Freitagabend in der Aula des Michelberg-Gymnasiums ein, um die Fertigstellung des DRK-Seniorenzentrums in Geislingen zu feiern.

Genau fünf Jahre habe es gedauert, von den ersten Überlegungen, in Geislingen ein Seniorenzentrum zu bauen, bis hin zu dessen Fertigstellung, sagte Peter Hofelich, der Präsident des DRK-Kreisverbandes Göppingen, bei seiner Begrüßung. Am 1. August sei das Haus in Betrieb genommen worden, aktuell lebten bereits 15 Menschen dort, bei Vollbelegung seien es 64 pflegebedürftige Menschen, die hier eine neue Heimat fänden.

„Die Quartiersarbeit liegt uns besonders am Herzen“, betonte Peter Hofelich und stellte diverse Veranstaltungen in Aussicht, um mit den Nachbarn und Institutionen im Umfeld in Kontakt zu kommen.

Als Pflegebeauftragte der SPD war es Bundestagsmitglied Heike Baehrens, die das erste Grußwort sprach. Sie begrüßte Nicole Razavi und Sascha Binder sowie Peter Hofelich als Politik-Kollegen aus dem Landtag. Die Politikerin berichtete von aktuellen Diskussionen auf Bundesebene, bei denen es um bessere Arbeitsbedingungen für Pflegende gehe. „Besonders schön finde ich, dass mit dem Roten Kreuz ein gemeinnütziger Anbieter Träger dieses Hauses ist. Das ist nicht selbstverständlich“, betonte sie.

Dass der neue Bau gut in die Hintere Siedlung passt, findet Oberbürgermeister Frank Dehmer. Und das nicht nur, weil der Bau mit seinen Farb-Elementen im Außenbereich die Farbigkeit des benachbarten Kinderhauses aufgenommen hat. „Dort können die Menschen das ganze Leben verbringen: Kindergarten, Schule, Sport in der Freizeit, ein enormes Wohnangebot in der Umgebung – und selbst im Alter müssen sie ihre gewohnte Umgebung jetzt nicht mehr verlassen“, sagte er. Besonders freut er sich über das Versprechen, dass das Seniorenzentrum ein aktiver Teil der Nachbarschaft werde.

Als Vertreter von Landrat Edgar Wolff war Rudolf Dangelmayr, der Dezernent für Jugend und Soziales gekommen. „Im Landkreis werden bis zum Jahr 2030 zusätzliche 578 Pflegeplätze benötigt – dazu leistet das DRK einen wichtigen Beitrag“, betonte er.

Bedarf an Pflegeplätzen steigt
Markus Kaufmann vom DRK-Landesverband gratulierte zum neuen Projekt im Kreisverband Göppingen: „Das Pflegezentrum ist toll geworden.“ Solche Seniorenzentren blieben wichtig und – in Anspielung auf aktuelle Diskussionen – sie schlössen alternative Wohnformen nicht aus. Mit Blick auf die anwesenden Politiker kritisierte er die ausufernde Bürokratie, mit der die Fachkräfte zu kämpfen hätten.

Das Geislinger Seniorenzentrum ist das zweite im Landkreis (nach Hattenhofen), das der Kreisverband Göppingen gemeinsam mit dem DRK im Kreisverband Nürtingen-Kirchheim erstellt hat. Deshalb gehörte auch Rolf Siebert, der dortige Kreisverbands-Präsident, zu den Grußrednern. „Wir haben das strenge Territorialprinzip der Kreisverbände über den Haufen geworfen – und das lohnt sich“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Nach einem Musikstück des Musikschul-Ensembles „Salonika“, das bereits zur Einführung und auch am Ende des Abends spielte, war es so weit: Die verantwortlichen Architekten Renate Liebrich und Andreas Schober übergaben den symbolischen Schlüssel an die Einrichtungsleiterin Stephanie Unger und deren Pflegedienstleiterin Yurdanur Sahin. Deren Freude war erkennbar. Stephanie Unger betonte vor allem das Motto des Seniorenzentrums: Kunterbunt für ein lebendiges Miteinander.

Am Ende der zweistündigen Veranstaltung wechselten die Gäste den Veranstaltungsort, besichtigten das neue Seniorenzentrum und feierten dort mit großem Büfett die feierliche Eröffnung.

Die Geislinger Bevölkerung nutzte dann am Sonntagnachmittag bei einem Tag der offenen Tür die Chance, sich einen Eindruck vom Seniorenzentrum zu machen. Es kamen Hunderte, die sich für die Zimmer und Angebote des Hauses interessierten – und waren begeistert. Wie etwa der 83-jährige Arno Janke, der ganz in der Nähe wohnt: „Das will ich mir nicht entgehen lassen. Vielleicht ziehen wir ja irgendwann her – und dann müssten wir nicht mal den Wohnbezirk wechseln. Das ist doch wunderbar.“