· NWZ 2019

Kollektiver Aderlass

Gut zu tun hatten die ehrenamtlichen Helfer bei der Blutspende-Aktion des DRK in der Siller-halle in Hattenhofen.

Die Bereitschaft zu spenden ist an Weihnachten groß. In Hattenhofen fließt nicht Geld, sondern Lebenssaft: 242 Blutspender kamen in die Sillerhalle.

Wir waren noch am Aufbauen, als kurz vor zehn Uhr – Beginn war um 10.30 Uhr – schon die ersten kamen“, sagt Daniel Schnell vom DRK-Blutspendedienst des Deutschen Rotes Kreuzes, der mit einem 14-köpfigen Team und vier Ärzten aus Ulm hier ist. Zwei LKW voll mit Liegen, Gerätschaften und Zubehör verteilen sich in der Sillerhalle, vor der die Schlange an freiwilligen Blutspendern bis nach draußen zur Steintreppe reicht. „Am 26. Dezember geht es uns immer um die Thrombos“, verrät der Rotkreuzler und meint damit die Blutplättchen namens Thrombozyten, die nur vier Tage halten und heute noch verarbeitet werden müssen.

Mittlerweile heißt es warten, bei der Registrierung im Foyer, vor dem Labor oder den „Zelten“, in denen die Ärzte einen kurzen Check machen, die meisten Stühle und Liegen sind besetzt. Mit seinem Mikrofon in der Hand sucht Werner Trefz vom SWR bereits im zehnten Jahr nach Gesprächspartnern, „etwa 1 Minute 30, heute Abend um 19.45 Uhr“, beantwortet er die Frage nach der Ausstrahlung. Eine ältere Dame zieht ihren Schal über die Nase hoch, sie habe heute kein „kamerataugliches Gesicht“, scherzt sie und betont: „Aber zum Blutspenden reicht’s noch.“ Ob Gisela Liebrich aus Hattenhofen, die schon 58 Mal zur Ader gelassen wurde, oder Elke Kienzle aus Bad Boll mit 22 Mal: Die Spender freuen sich, mit wenig Zeitaufwand „Gutes tun zu können“.

Mitunter intime Frage
Die Bereitschaft, Blut zu spenden, ist mindestens so groß wie der Fragebogen mit 30 mitunter sehr intimen Fragen. Schwanger, Medikamente oder längere Aufenthalte im Ausland sind so relevant wie Impfung gegen Tollwut, häufig wechselnde Sexual-Partner oder Haftaufenthalte.

Peter Nass aus Ulm ist der Mann mit dem kleinen Piks. Aus dem Tropfen Blut aus dem Mittelfinger checkt er sofort den Hämoglobinwert. Ist dieser beispielsweise zu niedrig, kann es für den Spender ungesund werden, für den Empfänger dagegen ist es nicht wirklich relevant. Bei den Erstspendern nimmt das Prozedere mehr Zeit in Anspruch als bei den alten Hasen. Zu denen zählen Jochen und Petra Böhringer aus Dürnau, zusammen hat das Ehepaar 75,5 Liter Blut gespendet. Er wurde 82 Mal gepikst und seine Frau 69 Mal, angefangen haben beide mit knapp zwanzig Jahren nach ihrem schweren Motorradunfall. Nach ihrer Genesung fingen sie an zu spenden. „Für uns war’s immer der gute Zweck“, sagt Jochen Böhringer, und seine Frau sieht es genauso. „Taxi“ klingt es durch den Raum, und flugs werden Spender oder Spenderin mit einem halben Liter weniger Blut in die Ruhe-Ecke oder den Speiseraum eskortiert.

Lukas und Eva Allmannsdorfer haben gut zu tun, die 25-jährigen Zwillinge sind schon seit 15 bzw. 11 Jahren ehrenamtlich beim Roten Kreuz. Während der Physiotherapeut das menschliche Taxi ist, hat die stellvertretende Kreisjugendleiterin und BWL-Energiewirtschafterin heute Küchendienst. Nach viereinhalb Stunden zeigt sich Daniel Schneider sehr zufrieden: „Wir hatten insgesamt 242 Spenden, darunter waren 24 Erstspender und 25 Rückstellungen – und alles lief glatt.“

Verschiedene Blutgruppen
Bestimmung Die Struktur der roten Blutkörperchen bestimmt die Blutgruppe. Die wichtigsten Blutgruppeneigenschaften für Bluttransfusionen sind das AB0- und das Rhesus-System.

Rhesus-Positiv A: 37 Prozent, 0: 35 Prozent, B: 9 Prozent, AB: 4 Prozent.

Rhesus-Negativ A: 6 Prozent, 0: 6 Prozent, B: 2 Prozent, AB: 1 Prozent.