· PM 2016

"Kein kalter Kaffee"

Etwas zu verschenken kann ganz schön schwierig sein. Diese Erfahrung machten all dieje-nigen, die im Rahmen der Aktion „Kein kalter Kaffee“ Pendlern eine Tasse Kaffee anboten.

Montagmorgen, halb acht. Alles eilt zum Göppinger Bahnhof hin oder Richtung Innenstadt. „Darf ich Ihnen einen Tasse Kaffee anbieten?“, fragt die Pendler Alexander Sparhuber. Der Kreisgeschäfts-führer war gemeinsam mit Irmgard Weber, der stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisverbandes und ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern des DRK an diesem Montag Anfang Mai früh aufge-standen, um im Rahmen der Aktion „Kein kalter Kaffee“ die Pendlern am Göppinger Bahnhof mit einer Tasse Kaffee zu überraschen. „Es ist gar nicht so einfach, etwas zu verschenken“, war die Erfahrung nach den ersten knapp zwei Stunden.

„Die Taxifahrer sind dankbare Abnehmer“, berichtete Irmgard Weber und auch eine junge Frau freut sich. „Ich bin Blutspenderin“, erzählt sie und eilt schon weiter. „Ich trinke keinen Kaffee“, stellt eine andere Passantin fest. „Haben Sie auch Espresso?“, will ein junger Mann wissen. Und ein weiterer Pendler hat bereits einen Kaffeebecher in der Hand – gekauft beim Bäcker! Wenn ein Zug eingefahren ist, strömen die Menschen aus dem Bahnhof und ein älterer Herr aus Lonsee freut sich über die Aufmerksamkeit. Ein Handwerker wartet auf einen Anruf und hat Zeit für einen kleinen Schwatz. Er ist freilich die Ausnahme. Denn so früh am Morgen pressiert es allen. Zwei Schülerinnen freuen sich, dass sie das Geld für den Kaffee in der Mensa sparen und ein Afrikaner trifft einen Bekannten und tauscht Neuigkeiten aus. Sara Blum und Andreas Schmidt waren mit einem Korb voller Kaffeebecher in der Fußgängerzone unterwegs und freuten sich über die gute Resonanz. Claudia Hopf geht frischen Kaffee kochen in den Schulungsräumen im Bahnhof und schon kommen wieder Passanten. „Je später es wird, umso freundlicher sind die Menschen“, stellt Irmgard Weber fest und dann offeriert sie wieder den heißen Genuss. „Es waren genau 267 Becher, die wir ausgeschenkt haben“, freut sich am Ende Bettina Merten, die von der Auszubildenden Laura Bonuso im kleinen Pavillon unterstützt worden war.

Auf ein Tässchen zum DRK

Die Arbeit des DRK ist viel mehr als Rettungsdienst. Das ist vielen Menschen nicht bewusst. Deshalb begaben sich Mitarbeiter aus dem Kreisverband auf den Wochenmarkt Geislingen, schenkten Kaffee aus und sagten einfach mal „Danke“.

Noah und Florian sind begeistert. Da bummeln sie durch den Geislinger Wochenmarkt und plötzlich hält ihnen eine Dame mit weißem T-Shirt und roter Aufschrift ein Päckchen Gummibärchen und Luftballons vor die Nase. Natürlich nicken die beiden kleinen Jungs bei diesem Angebot und auch ihre Mütter sind einverstanden. Die nehmen durch diese Aktion den Stand des Roten Kreuzes erst bewusst wahr, lesen die Aufschrift „Deutscher Roter Helfer“ auf dem Roll-Up und darunter die Wor-te: „Wir brauchen dich, um überall helfen zu können.“

„Ich bin schon Mitglied“, sagt ein anderer Mann, als er von Bettina Merten angesprochen wird und zückt seine DRK-Mitgliedskarte. Dabei hatte die DRK-Verantwortliche für Fundraising und Quali-tätsmanagement den Wochenmarkt-Kunden nur zu einem Gratis-Becher Kaffee einladen wollen. „Es ist schwieriger, Gratis-Kaffee auszuteilen als Spenden zu sammeln“, stellt sie schmunzelnd fest.

Trotzdem gibt es einige Passanten, die das Angebot, am DRK-Stand auf den Wochenmärkten in Göppingen und Geislingen ein Tässchen Kaffee zu trinken, mit Freuden akzeptieren. „Das ist ein Dankeschön für all die Hilfe und Unterstützung, die das Rote Kreuz aus der Bevölkerung bekommt. Ohne deren finanziellen und ehrenamtlichen Einsatz ist es nicht möglich, so ein breites soziales Aufgabenspektrum zu übernehmen“, erklären Bettina Merten und ihre vier Kolleginnen aus dem Kreisverband vor Ort ihren Kurzzeit-Gästen.

Die waren im Gespräch überrascht, in wie vielen Bereichen das Rote Kreuz aktiv ist. „Rettungsdienst, das wissen die meisten“, erzählt Bettina Merten. In den Gesprächen informieren die fünf Damen aber auch über den Rotkreuz-Einsatz in anderen Bereichen wie etwa dem ambulanten Pflegedienst, in den Kleider- oder Tafelläden, bei Blutspendeterminen, bei Sanitätsdiensten während Veranstaltungen, in der Demenzbetreuung, der Sprachhilfe, der Wohnberatung für Senioren, Familientreffs und vieles mehr.

Sie machen dabei deutlich, dass diese Vielfalt an Aufgaben nur möglich ist durch Unterstützung aus der Bevölkerung. „Dabei geht es nicht nur um die wichtigen Geldspenden“, betont Merten, notwendig seien auch die Zeitspenden bei all den ehrenamtlichen Engagements, die Blutspenden, die Kleiderspenden … „Ohne Ihre Hilfe können wir unsere Hilfe nicht weiterhin anbieten“, macht die Kaffeeaktion deutlich.

Info
In Geislingen halfen neben Bettina Merten noch Sonja Stamos (Leiterin Abteilung Rotkreuz-Dienste), Ute Kothe (Leiterin des Ambulanten Pflegedienstes in Göppingen), Kristin Merta (Öffentlichkeits- und Gremiumsarbeit), Sabine Eisenberg-Nebelung (Sachbearbeiterin der Abteilung Abrechnung/Rettungsdienst).