· Geislinger Zeitung 2018

Eine interdisziplinäre Erfolgsstory

Wolfgang Köpf führt eine Besuchergruppe durch den Feuerwehr-Bereich der Sonderausstellung.

Gut 1.300 Besucher haben bereits die Wechselausstellung „Feurio und Tutti fratelli“ in Geislingen gesehen. Am morgigen Sonntag ist letztmals dazu Gelegenheit.

Wehmut weht durch das Rotkreuz-Landesmuseum in Geislingen: Seit März ist dort die Wechselausstellung „Feurio und Tutti fratelli“ zu sehen, am morgigen Sonntag ist die letzte Chance, sie zu besuchen. Damit endet eine „Erfolgsgeschichte“, wie Christian Striso, Leiter des Arbeitskreises Museum, betont: „Wir hatten seit März etwa 1300 Besucher, darunter 13 Feuerwehrgruppen.“ Für ein Museum, das regulär nur an zwei Tagen im Monat sowie nach Vereinbarung geöffnet hat, ein bärenstarkes Ergebnis.

Für das Landesmuseum war es zugleich die erste interdisziplinäre Wechselausstellung. Bei den vier Vorgängern hatten jeweils Rot-Kreuz-spezifische Themen im Fokus gestanden, etwa das DRK in der DDR oder – als sich 2014 der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal jährte – die Sonderausstellung „Handmarie und Nagelritter. Das Geislinger Rote Kreuz und der Krieg daheim“.

Nur ein kleiner Teil des Fundus
Sozusagen im Schnelldurchlauf erleben die Besucher die Geschichte der Geschwister DRK und Feuerwehr, die ein Gedanke vereint: Leben zu retten. „Wir hatten deshalb bei der Auswahl unserer Exponate den Schwerpunkt auf die hauptsächlichen Berührungspunkte unserer beiden Organisationen gelegt“, sagt Wolfgang Köpf, selbst altgedienter Feuerwehrmann und an der Konzeption der Ausstellung beteiligt, „unterm Strich ist das nur ein Bruchteil dessen, was sich in unserem Archiv befindet.“

Zu sehen sind beispielsweise der historische Leiter- und der Spritzenwagen der Waldhausener Wehr, historische Helme, die bisweilen mehr Zier als Schutz waren, aber auch moderne Gerätschaften wie Atemschutz-Ausrüstungen oder ein Spreizer, mit dem bei Unfällen eingeklemmte Fahrer aus ihren Wracks befreit werden – Letzterer in Szene gesetzt an der Fahrerseite einer Autokarosserie.

Die Berührungspunkte, das sind dann auch die Einsätze, bei denen DRK und Feuerwehr Hand in Hand arbeiten – und bei denen beim Roten Kreuz das ganze Arsenal an Ausrüstung zum Einsatz kam und kommt, welches das Landesmuseum in seiner Dauerausstellung zeigt – vom Sanitätskoffer über Tragen bis hin zum Rettungsfahrzeug. „Außerdem haben wir ja zum Teil dieselben Ausrüster“, erklärt Striso, „vor diesem ganzen Hintergrund war dann auch im Herbst vergangenen Jahres die Idee zur Wechselausstellung entstanden. Man kann sagen, das hat sich förmlich aufgedrängt. Wir kennen uns gut, arbeiten sehr gut zusammen, jeder weiß, wie der andere tickt.“

An dieser Stelle kommt wieder die Wehmut ins Spiel. Wie schon im Jahr 2010, als die Geislinger Feuerwehr ihr 150. Jubiläum feierte und ihre Geschichte Thema der Weihnachtsausstellung 2009/10 im Alten Bau war, wandern die Exponate wieder zurück in den Fundus. Lediglich ein kleiner Teil kommt künftig in Vitrinen unter, die im Lehrsaal der Feuerwache aufgestellt werden. Themen: 80 Jahre öffentliche Feuermelder und die Geschichte der Alarmierung seit 1899, „des Weiteren wollen wir dort eine Helmsammlung unterbringen“, sagt Köpf, der bei der Geislinger Wehr Vize-Chef des Alterszuges ist. Ein Kompromiss angesichts der Tatsache, dass es in Geislingen derzeit keinen Raum gibt für eine Dauerausstellung.

„Es ist schade, dass das Material nicht zur Geltung gebracht werden kann. Die Bürger wissen gar nicht, welche Schätze es da in Geislingen gibt“, sagt Striso: „Wir sehen ja bei uns, dass das Interesse da ist. Früher, vor dem Ausbau zum Rotkreuz-Landesmuseum, hatten wir nur 60 bis 80 Besucher im Jahr.“ Gerade mit Blick auf das Thema Tourismus, das derzeit nicht nur in Geislingen gespielt werde, wäre eine Dauerausstellung zur Feuerwehrgeschichte eine weiteres Pfund, mit dem sich wuchern ließe.

Info:
Das Rotkreuz-Landesmuseum hat am Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

Viele verborgene Schätze im DRK-Landesmuseum
Die Wechselausstellungen im Rotkreuz-Landesmuseum sind zentraler Bestandteil des Konzepts – zum einen, „um unsere Attraktivität zu erhöhen“, wie Museumsleiter Jens Currle sagt, zum anderen, „weil wir Dinge im Fundus haben, die auch mal ans Tageslicht müssen“. Gut 7000 Exponate sind in der Dauerausstellung des Landesmuseums zu sehen, „wir könnten aber noch vier weitere Museen komplett bestücken“, sagt Currle.

Das Thema der Wechselausstellung fürs kommende Jahr steht schon: „Wasserrettung – Geschichte der Wiederbelebung“. Kooperationspartner ist die DLRG.