· NWZ 2018

Ein Laden hilft beim Überleben

Die Leiterin des Tafelladens in Ebersbach, Sabine Rauch, begutachtet losen Blattsalat. Gemüse, Obst und andere Lebensmittel sammeln Mitarbeiter der Einrichtung in der Umgebung ein.

Was anderswo aussortiert wird, kommt bei der Tafel in Ebersbach in die Regale. Die begrenzte Auswahl hält die Kunden nicht vom Einkauf ab, denn viele müssen jeden Cent zweimal umdrehen.

Dienstagvormittag kurz vor 11 Uhr. Vor dem Ebersbacher Tafelladen hat sich eine kleine Menschenschlange gebildet. Während alle darauf warten, dass Sabine Rauch die Tür öffnet, werden drinnen letzte Waren in den Regalen verstaut. Die Mitarbeiter sind schon seit den frühen Morgenstunden im Einsatz.

Der Tag startet immer mit der in Wernau beginnenden Einsammel-Tour durch Bäckereien, Lebensmittelgeschäfte und Discounter. Normalerweise ist der Tourenplan immer derselbe. Nur manchmal melden sich Firmen spontan, wenn sie überraschend zu viel produzierte Lebensmittel abzugeben haben. Am Tafelladen angekommen, heißt es dann den Transporter ausräumen und Kisten schleppen. Drinnen werden die Waren im Vorbereitungsraum von Mitarbeitern auf ihren Zustand geprüft, sortiert, hergerichtet und in die Regale und Kühlgeräte geräumt. Das muss fix gehen, damit die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

Sabine Rauch, die den Ebersbacher Tafelladen des DRK-Kreisverbands leitet, hat alles fest im Blick. Sie freut sich, dass der Laden, in dem an den Öffnungstagen stets um die 40 Kunden einkaufen, auf so vielfältige Weise unterstützt wird. „Der Laden lebt von Spenden, und unser Team besteht aus einem vom Arbeitsamt bezahlten Mitarbeiter, zwei Ein-Euro-Jobbern und zwölf ehrenamtlichen Mitarbeitern“, berichtet sie. „Ich bin als einzige beim DRK fest angestellt. Anders ließe sich der Tafelladen gar nicht betreiben. Die Kunden erhalten hier die Ware 70 Prozent günstiger als anderswo.“

Dafür kann im Tafelladen nicht gekauft werden, was das Herz begehrt, sondern was es eben gerade gibt. „Unsere Kunde müssen flexibel sein und ihren Speiseplan gegebenenfalls variieren“, erklärt Sabine Rauch. „Außerdem bedarf es für den Einkauf eines Bedürftigkeitsnachweises.“

Dass trotzdem nicht über schlecht gehende Geschäfte geklagt werden kann, wirft ein Schlaglicht auf die schwierige finanzielle Situation zahlreicher Haushalte. Viele Menschen sind auf die günstige Einkaufsmöglichkeit angewiesen, weil sie mit ihrem Geld sonst nicht über die Runden kommen. Gleichzeitig werden vielerorts Lebensmittel und für das tägliche Leben notwendige Dinge vernichtet oder weggeworfen.

Die Tafelläden haben aus der Not eine Tugend gemacht und bemühen sich, Überschüsse dorthin umzuleiten, wo Bedarf besteht. Viele Unternehmen zeigen Bereitschaft, ihre überschüssigen Waren kostenlos abzugeben. „Manchmal erhalten wir auch Spenden aus Sammelaktionen oder von Privatleuten“, sagt Rauch. „Übriggebliebenes vom Geburtstagsbuffet holen wir aus hygienischen Gründen natürlich nicht ab.“ Spendenwilligen gibt sie den Tipp: „Trockenprodukte, Konserven und Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis oder Zucker sind immer knapp und auch Kosmetikartikel gibt es nur selten.“