· NWZ 2016

Das bislang wichtigste Iftar-Essen

Kezban Celik vom DRK Schwäbisch Gmünd, Moderatorin Angeline Fischer und Murat Örsel von der Vereinigung der türkischen Kulturvereine im Landkreis (v.l.) diskutierten beim vierten Fastenbrechen im Uhinger Uditorium.

Viertes gemeinsames Fastenbrechen von Muslimen und Christen im Uhinger Uditorium. In Uhingen wird das Gespräch zwischen Muslimen und Christen gesucht. Etwa jetzt beim sogenannten Iftar-Essen im Uditorium.

Uhingen - Zum vierten Mal hatten die Vereinigung der türkischen Kulturvereine im Landkreis (VTV), der Göppinger Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sowie die Deutsch-Türkische Gesellschaft Stuttgart (DTG) zum gemeinsamen Fastenbrechen, dem sogenannten Iftar-Essen, ins Uhinger Uditorium eingeladen. Zahlreiche Redner bezeichneten es angesichts aktueller Debatten als „wichtigstes Iftar-Essen“.

Offene Gespräche beim gemeinsamen Essen seien wichtig in einer Zeit, in der Deutschland ein widersprüchliches Bild abgebe – zwischen Willkommenskultur und rassistischen Ressentiments – sagte der DTG-Vorsitzende Aykut Düzgüner bei der Begrüßung.

Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger betonte vor dem Hintergrund der Völkermord-Resolution des Bundestages und andauernder Flüchtlingsdebatten, die Wichtigkeit, „dass wir in dieser Zeit in Uhingen zusammensitzen“, nachdem „in der großen Politik richtig Sturm“ sei. Man müsse achtgeben, dass nichts zerbreche, sondern der Zusammenhalt durch gemeinsame Gespräche gestärkt werde, meinte Wittlinger.

Fastenbrechen bedeutet das gemeinschaftliche Essen am Abend während des islamischen Fastenmonats Ramadan, während dem die Muslime zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Nahrungsaufnahme und weitere Dinge verzichten. Da diese Zeit im Juni besonders lang ist, gab es ein umfangreiches Programm mit Informationen und Unterhaltung.

Die Geislinger Stadtratten, eine aus Stadträten bestehende Musikcombo, unterhielt mit Songs des Liedermachers Hannes Wader sowie türkischen Weisen, für welche sie viel Applaus erhielten. Die tanzenden Derwische des Idealisten-Vereins Göppingen leiteten unmittelbar vor dem Essen die Koranrezitation von Imam Yavuz Yiyit vom Islamischen Kultur- und Bildungszentrum Ebersbach sowie den Abendgebetsaufruf von Imam Serkan Kahraman von der Fathi Camii Moschee Uhingen ein.

Während zweier Talkrunden, moderiert von Angeline Fischer, informierten Veranstalter und Teilnehmer über die Hintergründe und Sichtweisen rund um die Themen Fasten, Religion und Integration.

Der Göppinger DRK-Präsident und Landtagsabgeordnete Peter Hofelich sieht die Partnerschaft des DRK beim Iftar-Essen als Teil des Menschen- und Völkerverbindenden Gedankens des Roten Kreuzes. Sherif Karcelik als Vertreter des türkischen Konsulats Stuttgart bewertete das Fastenbrechen in diesem Jahr als geeigneten Anlass um miteinander ins Gespräch zu kommen, gerade angesichts des durch Anschläge ramponierten Images des Islam. Seine Landsleute rief er zu ehrenamtlichem Engagement auf.

Murat Örsel vom VTV betonte die Bedeutung der Vorbildfunktion in der Erziehung und verwies auf die Bemühungen der Vereine, die Jugend auf einen anständigen Weg zu bringen. Kezban Celik vom DRK Schwäbisch Gmünd erläuterte die Fastenregeln im Islam.

Landrat Edgar Wolff zeigte sich begeistert von der Willkommenskultur beim Iftar-Essen, das er in diesem Jahr erstmals besucht hat. Die evangelische Studienleiterin Ingrid Held zog einen Vergleich zwischen dem Fasten im Islam und im Protestantismus und zeigte sich erfreut, dass in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Christen und Muslime gemeinsam aufliefen.

Mit Einbruch der Dunkelheit bedienten sich die Besucher am reich gedeckten Büffet des trotz parallel stattfindender EM-Eröffnung vollbesetzten Uditoriums.